Dr. Marcus Faber

Zu Gast beim NATO-Anwärter in Finnland

Nicht nur bei uns hat der Angriff Russlands auf die Ukraine eine Zeitenwende hervorgerufen. Auch in Finnland kann man von einer solchen sprechen. Das Land, das jahrzehntelang auf seiner Neutralität pochte, reichte Ende Mai seinen Beitrittsantrag ein. Als Signal für die kommende verstärkte bilaterale Zusammenarbeit reiste die Arbeitsgruppe Verteidigung der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag unter der Leitung von Dr. Marcus Faber nach Finnland, um in Helsinki und Turku Gesprächskanäle auf politischer, zivilgesellschaftlicher und industrielle Ebene zu etablieren.  In der Hauptstadt Helsinki trafen die Mitglieder der Arbeitsgruppe auf den deutschen Botschafter Konrad Arz von Straussenburg und führte interessante Gespräche mit ThinkTanks wie dem Finnish Institute of International Affairs über die deutsche Antwort auf die russische Bedrohung und dem Hybrid Center of Excellence über hybride Bedrohungen, deren zentrale Akteure derzeit Russland, China sowie andere autokratische Systeme sind. Bei der National Emergency Supply Agency (NESA) sprachen die Verteidiger der FDP-Fraktion über das Thema Versorgungssicherheit. Beim Besuch einer Bunkeranlage in Helsinki wurde uns der vorbildhafte Zivilschutz in Finnland sehr eindrücklich  vor Augen geführt. Während in Deutschland die Bunkeranlagen aus der Zeit des Zweiten und Kalten Krieges aufgegeben, gesprengt oder in Wohnraum umgewandelt wurden, haben die Finnen eine pragmatischere Lösung entwickelt: In den Jahren nach dem Zerfall der Sowjetunion wurden moderne Dual-Use-Bunkeranlagen erbaut, die gleichzeitig einen zivilen Zweck erfüllen. Im Gespräch mit dem Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses im finnischen Parlament, Petteri Orpo, und den Ausschussmitgliedern sowie der Europaministerin Tytti Tuppurainen tauschten wir uns über den Zustand der finnischen Streitkräfte, die Zukunft der europäischen Rüstungskooperation, die europäische Verteidigungsfähigkeit und die Stärkung des europäischen Pfeilers in der NATO aus. Nach zahlreichenden fruchtbaren Gesprächen in Helsinki führte uns unser Weg nach Turku, um uns beim Naval Command über die finnische Marine auszutauschen und uns selbst davon überzeugen, wie gut die finnischen Streitkräfte bereits auf den NATO-Beitritt vorbereitet sind.